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Fünf Fragen an Scott Malthouse

Thorsten hat Scott zu seinen Spielen Quill und Tequendria und anderen Projekten befragt.

813 Wörter, ungefähre Lesedauer 4 Min.

Stilisiertes Porträt von Scott Malthouse umgeben von Mikrofonen

Scott ist ein umtriebiger Rollenspielentwickler aus Leeds, der seine Spiele oft kostenlos oder als Zahl-was-du-willst verteilt.

Er ist schon einige Zeit im Geschäft, 2011 startete er mit Trollish Delver Games sein eigenes Rollenspiellabel, auf dem er zunächst Abenteuer für Tunnels & Trolls veröffentlichte. Später folgte mit Unbelievably Simple Roleplaying (USR) ein regelleichtes Universalsystem, für das er auch verschiedene Erweiterungen wie USR Cyberpunk und Beyond Fear herausbrachte. Scott war danach im Bereich der „Einseiter“-Rollenspiele sehr umtriebig und veröffentlichte ein regelleichtes OSR-Spiel mit König-Artus-Thematik, eins für pulpige Weltraum-Abenteuer und eines für Cyberpunk.

In letzter Zeit war Scott vermehrt im Solo-Rollenspiel-Sektor unterwegs und brachte mit Quill: A Letter-Writing Roleplaying Game for a Single Player sowie den Erweiterungen Love Letters und Shadow and Ink ein erfolgreiches Spiel für Einzelspieler unter die Leute. Von diesem Trend wich er allerdings mit Tequendria: Fantastical Roleplaying ab, das sich inhaltlich mit dem Werk Lord Dunsanys beschäftigt und in Spielform präsentiert.

Viel Spaß mit dem Interview!

schnoerkel

Mit Tequendria: Fantastical Roleplaying hast du das erste Rollenspiel entwickelt, das auf dem Werk von Lord Dunsany basiert. Wie waren die Reaktionen darauf?

Ich schätze, dass D&D, technisch gesehen, das erste von Dunsany inspirierte Rollenspiel ist. Tequendria ist aber, soweit ich weiß, das erste Rollenspiel, das auf dem Werk von Dunsany selbst basiert.

Ich hatte zum Zeitpunkt der Veröffentlichung keine Ahnung, was ich erwarten sollte. Es wird nicht sehr viel über Dunsany gesprochen, der jedoch ein unglaublich kreativer Fantasy-Autor war und beispielsweise Lovecraft und Tolkien inspirierte. Die positive Resonanz hat mich dann aber angenehm überrascht. Tequendria ist definitiv ein sehr zugängliches Spiel mit einem modifizierten USR als Regelsystem und ich denke, dass es die schräge Fantasy Dunsanys gut einfängt.

schnoerkel

Die Quill-Reihe scheint ein Erfolg zu sein, nicht nur in der Solorollenspiel-Szene, sondern auch in Klassenräumen. Hat das Schreiben von Briefen einen Nerv getroffen?

Quill war ein großes Experiment und ich wusste 2016 nicht, ob die Leute es mögen würden – ich wusste nur, dass ich es mochte. Dann ging das Spiel richtig steil und wurde zu meinem erfolgreichsten Spiel. Sofort bekam ich Anfragen, ob Leute Erweiterungen dafür schreiben durften, was mich sehr freute. Ich höre heute noch Leute sagen: „Ich hab wirklich keine Ahnung, wie Menschen ein Spiel mögen können, in dem man Briefe schreibt.“, aber tatsächlich probieren immer mehr Leute Quill aus. Das ist ganz toll.

Wie du schon sagtest, beginnen Lehrer damit, Quill in ihrem Unterricht zu verwenden, was mich wirklich umhaut. Ich hatte nie eine pädagogische Verwendung im Sinn, aber einige sehr talentierte und kreative Lehrer machen es möglich. Ich las mal von Kindern mit Legasthenie, die es nicht erwarten konnten, Briefe mit Quill zu schreiben. Das ist eine echt tolle Sache und ich hoffe, es geht so weiter.

schnoerkel

Du hast vor einer Weile mal von einem Projekt gesprochen, mit dem du Pulp-Horror-Romane und Erzählungen veröffentlichen möchtest. Wie ist da der Stand?

Pallid Mask Press ist ein Projekt, das ich schon lange machen wollte und so langsam nimmt es Gestalt an. Leider kam mir kürzlich das Leben dazwischen – ich bin umgezogen und mein Großvater verstarb –, deshalb hatte ich keine Zeit, mehr Arbeit reinzustecken. Jetzt hat mir mein Grafiker allerdings Vorschläge für das Titelbild von Der König in Gelb von Robert W. Chambers geschickt, die super aussehen. Ich kann da nur sagen: „Seid gespannt.“

schnoerkel

Du hast kürzlich mit der Schaffung eines „Megadungeons“ begonnen. Was ist das und was hat dich zu dem Projekt bewegt?

Im Grunde ist Fortressmaze ein riesiger Dungeon, der sich über Zeit, Raum und Dimensionen erstreckt. Er enthält Städte und sogar ganze Länder. Mehr weiß ich aktuell selbst nicht. Ich arbeite mit der Google+-Community zusammen, die mir dabei hilft, mit regelmäßigen Umfragen die Lücken zu füllen.

Fortressmaze entstand, weil ich die Idee eines von der Community entwickelten Dungeons total gut finde. Da ich momentan mit einem großen Projekt beschäftigt bin, wollte ich im Hintergrund an etwas schreiben, dass ich später mal in ein Buch zusammenfassen könnte.

schnoerkel

Abschließend die Frage, an was du ganz aktuell arbeitest, auf was können wir uns freuen?

Ich arbeite gerade für einen großen britischen Verlag an einem Projekt, mehr kann ich aber leider nicht sagen. Ich weiß, das ist jetzt nicht sehr ergiebig. Es ist aber die größte Sache, die ich bisher gemacht habe und darüber hinaus das erste komplette Spiel, das ich für eine Firma schreibe, die ihre Produkte landesweit vertreibt. Es ist knochenharte Arbeit, aber auch sehr aufregend.

Ansonsten habe ich im Februar Quill: White Box veröffentlicht, eine Erweiterung für Quill, die OSR-Solorollenspiel möglich macht. Man kann darin einen Kämpfer, Kleriker, Magier, Dieb usw. verkörpern und Kampagnen spielen. Es funktioniert erstaunlich gut und ich habe von Spielern schon einige tolle Briefe zu Gesicht bekommen.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen!

Ein ausführliches Actual-Play zum cthulhoiden Shadow and Ink findet ihr in unserem Blog.

Bildnachweis

Coverbild und Zwischenbilder gestaltet von Tina Trillitzsch.

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