Spiel: Dear Distant Stars
Ein Instant-Messaging-Spiel von Tina über eine Raum-Zeit-Fernbeziehung für zwei, basierend auf Dear Elizabeth
734 Wörter, ungefähre Lesedauer 4 Min.
Inhalt
Vorwort
Zuletzt ein Science-Fiction-Hack von Dear Elizabeth, dessen Idee mir gleich beim ersten Lesen des Spiels kam. Er ist inspiriert von den Filmen Voices of a Distant Star von Makoto Shinkai und Interstellar, in denen Menschen durch (Welt-)Raum und Zeit getrennt sind und trotzdem versuchen, in Kontakt zu bleiben. Die Idee, die jahrelangen Wartezeiten zwischen den Nachrichten auch zu simulieren, habe ich von Jason Morningstars Spiel The Skeletons, in dem magisch belebte Skelette teilweise Jahrtausende in ihrer Grabkammer auf Eindringlinge warten und die Spieler deshalb minutenlang im Dunkeln sitzen.
Übersicht und Spielmaterial
Ihr seid zwei Menschen in der Zukunft. Eine von euch ist in den Weltraum aufgebrochen, die andere auf der Erde zurückgeblieben. Ihr schreibt euch Nachrichten, die aber durch die große Entfernung erst etwa acht Jahre später ankommen.
Ihr braucht acht Karteikarten und einen Stift, jede ein Smartphone oder einen Computer mit einem E-Mail- oder Chatprogramm (Threema, WhatsApp, Hangout etc.) und Eieruhren oder Smartphone-Timerapps.
Erfindet eure Hauptfiguren
Wer seid ihr?
Sucht euch jeweils ein prägendes Persönlichkeitsmerkmal aus der folgenden Liste aus oder denkt euch ein eigenes aus.
Wer von euch ist fortgegangen, wer dageblieben? Wie heißt ihr und was macht ihr so? Überlegt euch beide eine Hoffnung und eine Sorge.
Persönlichkeitsmerkmale
Aufgeschlossen, zurückhaltend, energisch, vernünftig, ungestüm, unerschütterlich, freundlich, einzelgängerisch, gesellig, neugierig, einfühlsam, beharrlich, optimistisch, hitzig, wagemutig, couragiert, grüblerisch, eigensinnig, zielstrebig, schrullig, kreativ, bodenständig, sentimental, vertrauensselig, unbekümmert, humorvoll, geistreich, pfiffig, mitreißend.
Wieso musstet ihr euch trennen?
Eine von euch ist in die Weiten des Weltalls aufgebrochen. Wieso? Sucht euch etwas aus der folgenden Liste aus oder denkt euch einen eigenen Grund aus.
- Um eine außerirdische Kultur auf einem fernen Planeten kennenzulernen.
- Um einen neuen Planeten zu besiedeln (mit einer Gruppe Siedler oder anzuzüchtenden Keimzellen).
- Um Rohstoffe abzubauen (Erz, Chemikalien oder Genmaterial).
- Um angreifende Außerirdische abzuwehren oder an der Quelle auszuschalten.
- Um zu sehen, was außerhalb der Barriere passiert ist und wie die Zeit weitergelaufen ist.
- Um dringend einen neuen Planeten zu finden, weil der alte am Ende ist.
- Um auf einem Generationenschiff zu einem anderen Planeten zu fliegen, den keiner der ersten Generation lebend erreicht.
Wie steht ihr zueinander?
Beziehungsideen: Geschwister (klein und groß oder Zwillinge), Elternteil und Kind oder Großelternteil und Enkel, Schul- oder Studienfreunde, Kollegen, Paar, Mentorin und Schüler, Klon und Geklonte.
Beschreibt jeweils einen besonderen Moment, der euch verbindet. Falls ihr nicht verwandt seid: wie habt ihr euch kennengelernt?
Vier Nebenfiguren
Beschreibt jeweils zwei Personen aus eurem Umfeld: Was macht deine beste Freundin, deine Rivalin, deine Geschwister, Vater und Mutter? Hast du eine Mentorin? Wie sind sie so?
Vorbereitung
Schreibt die folgenden acht Themen einzeln auf die leeren Karten, mischt sie dann und verteilt sie gleichmäßig (jede vier).
- Auseinandersetzung
- Erkundung
- Glücksmoment
- Veränderte Umwelt oder Gesellschaft
- Entscheidung
- Neuankömmling(e)
- Abschied
- Schicksalsschlag
Spielen
Ihr sitzt in getrennten Räumen oder sogar noch weiter entfernt voneinander. Außer per elektronischer Nachricht gibt es zwischen euch und euren Figuren keine Kommunikation. Bewahrt den Schein.
Kürzlich hat sich ein Ereignis zugetragen. Ziehe eine Karte und interpretiere sie fantasievoll. Schreibe per E-Mail oder Chat eine Nachricht an deine Mitspielerin! Schildere dein Ereignis. Stelle ihr Fragen zu ihrem Leben und beantworte ihre eigenen. Wie ist es ohne dich? Wie fehlst du? Entwickelt eine gemeinsame Geschichte mit Nebenfiguren. Schicke deine Nachricht nicht sofort ab!
Wenn du fertig geschrieben hast, warte eine gefühlte Ewigkeit, bevor du deine Nachricht verschickst, um die ca. acht Jahre zu simulieren, die vergehen, bis sie ankommt. Stelle dafür eine Eieruhr oder eine Timerapp auf eine Minute und warte, bis sie abgelaufen ist. Tu das achtmal, bis ca. acht rastlose Minuten vergangen sind. Verschicke dann die Nachricht. Lies die Nachricht, die du selbst erhältst.
Wiederhole dasselbe für deine übrigen drei Karten.
Die Timerintervalle lassen sich auch variieren - ihr könnt bei der ersten Nachricht weniger Zeit vergehen lassen, zum Beispiel drei oder fünf Minuten, um sie dann jedes Mal zu vergrößern, um eine wachsende Entfernung auf der Reise zu simulieren. Ihr könnt statt Texten auch kurze Videos oder Tonaufnahmen verschicken!
Solovariante
Du schreibst Nachrichten, weißt aber, dass dein Gegenüber sie erst viele Jahre später gebündelt bekommt, wenn du schon alt oder sogar tot bist. Das liegt an einer Besonderheit der Raumzeit.
Vielleicht weil eine von euch kurz durch ein Wurmloch und wieder zurück reist. Für dein Gegenüber vergehen nur einige Stunden, für dich fast ein ganzes Leben.
Bildnachweis
Coverillustration: Tina Trillitzsch unter Verwendung von Public-Domain-Fotos von Unsplash