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Fünf Fragen an ... den 3W6-Podcast

Wir haben Markus und Harald zu ihrem Erzählspiel-Podcast interviewt.

1.187 Wörter, ungefähre Lesedauer 6 Min.

Zwei interviewte Personen umgeben von Mikrofonen

Der 3W6 Podcast

Seit Juni 2016 beglücken Markus Widmer und Harald Eckmüller aus Wien uns mit dem 3W6 Podcast „übers Rollenspielen und Geschichtenerzählen”. In der mittlerweile dritten Staffel und seit beeindruckenden 30+ Episoden befassen sie sich alle zwei Wochen mit Genres, einzelnen Spielen, Interviews und Verwandtem. Immer öfter streuen sie auch Mini-Serien zu bestimmten Themen wie Horror oder Spielen wie Dresden Files Accelerated, Paranoia und Blades in the Dark ein. Aktuell geht es um Märchen, in der Reihe gab es neben einer Einführungsfolge und einem Interview zu Bluebeard’s Bride auch eine Folge zu Geh nicht in den Winterwald. Damit ist die dritte Staffel abgeschlossen.

Markus ist in der Rollenspiel-Podcast-Szene kein Unbekannter, er war schon beim Polyeder Podcast mit Alexander Schiebel dabei.

Wir haben Markus und Harald fünf Fragen gestellt, hier ihre Antworten. Viel Spaß!

Wir stehen ja auch total aufs Geschichtenerzählen. Was fasziniert euch so daran?

Markus: Es kann sein, dass ich jetzt etwas philosophisch werde, aber ihr habt gefragt. Geschichten sind für mich etwas Urmenschliches, das sich von den Höhlenmalereien bis zum GIF auf Facebook durchzieht. Beim Geschichtenerzählen können wir uns in andere Menschen hineindenken, mit ihnen mitfühlen und gemeinsam schöne, traurige und verrückte Dinge erleben. Das hilft uns letztendlich dabei, uns selbst und das, was um uns herum passiert, besser zu verstehen. Und weil es so emotional ist, geht es so tief und macht es so unglaublich viel Spaß. Gemeinsam Geschichten zu erzählen und sie gleichzeitig zu erleben, wie beim Erzählspiel, ist für mich ein ganz besonderes Erlebnis. Du wirst immer wieder total überrascht, von den anderen und von dir selbst, und du kommst, wenn es gut läuft, in einen unfassbar tollen Flow hinein, den ich so nirgendwo anders erlebe. Und das Genialste ist, wenn du miterleben kannst, wie Leute, die keine Ahnung von der Existenz solcher Spiele hatten, einfach reinkippen.

Was hat euch dazu bewogen, den Podcast aufzuziehen, gab es da eine „Initialzündung” oder war das ein eher schleichender Prozess?

Markus: Ich hatte schon ein wenig Podcastingentzug gelitten. Harald und ich kannten uns eher flüchtig aus diesem Internet, aber irgendwie hatten wir beide im Hinterkopf, dass wir uns mal zusammentun sollten. Und bei einem gemeinsamen Abendessen sind wir dann darauf gekommen, dass wir beide nicht nur Rollenspieler sind, sondern auch Podcastfans. Dann haben wir uns gleich mal ans Ausformulieren eines Konzepts gemacht.

Harald: Ich habe schon seit Jahren auf dem Radar gehabt, endlich mal einen Podcast zu machen und auch immer wieder mal ein paar Versuchsballons gestartet. Aber die richtige Kombination aus Thema und Co-Host zu finden (wer will schon alleine einen Podcast machen), ist nicht einfach. Mit Markus war von Anfang an die gemeinsame Leidenschaft für das Thema da, aber auch die Erfahrung (respektive bei mir nur der Wunsch) einen Podcast zu produzieren. Sobald wir uns also gefunden hatten, ging es erstaunlich schnell und ein paar Wochen später waren die ersten Folgen aufgezeichnet.

Wie sieht euer Produktionsablauf aus und wie lange braucht ihr eigentlich für die Erstellung einer Episode?

Markus: Das kommt sehr darauf an. Wir versuchen normalerweise, mindestens zwei Folgen einer Mini-Serie zusammen aufzunehmen. Wenn möglich, treffen wir uns dafür, manchmal reden wir aber auch über Skype, nehmen unsere Tonspuren separat auf und synchronisieren sie später. Ich schneide in Audacity die Ähs und Ahms raus, optimiere die Sprachausgabe mit auphonic.com, mische die Musik dazu, und das war’s. Bei einer normalen Folge dauert die Aufnahme nicht länger als eine Stunde und der Schnitt vielleicht zwei. Bei Interviews schneiden wir teilweise auch drei, vier Stunden lang, bis alles passt.

Harald: Slack ist als unser Gruppen-Chat der Wahl auch noch ein recht wichtiges Hilfsmittel. Denn oft ist die Absprache, welche Themen und Spiele wir besprechen wollen, das Organisieren der Interviews und das Bewerben des Podcasts, wenn er mal online ist, genauso viel Aufwand wie das eigentliche Produzieren. Kurzum, von der initialen Idee bis zur fertig verbreiteten Folge sind es wohl eher 6–8 Stunden, aber nachdem uns die Qualität des Ergebnisses wichtig ist, haben wir auch viel Spaß an allen involvierten Schritten.

Ihr sendet inzwischen auch Mini-Serien zu verschiedenen Spielen oder Genres, was ist der Hintergrund dafür und wie nimmt eure Hörerschaft das auf? Kam der Vorschlag dazu gar aus der Hörerschaft?

Markus: Uns ist schon wichtig, etwas zu machen, was es in der deutschsprachigen Podcastlandschaft so noch nicht hundert Mal gegeben hat. Daher auch der Fokus auf Erzählspiele. In der ersten Staffel hatten wir die Idee, statt Systeme eher Settings zu besprechen. Das war okay, aber wir waren nicht ganz glücklich mit dem Resultat. Wir hatten auch Feedback von HörerInnen, die meinten, eine Folge zu einem Genre und Setting könne nicht genug in die Tiefe gehen. Außerdem gab es auch den berechtigten Einwand, dass wir für einen Storygame-Podcast wirklich nicht viele Storygames vorstellen. So ergab es sich, dass wir eher Schwerpunkte zu einem Spiel setzten und dabei zuerst das Genre, dann das Setting, dann das System und zuletzt den Designer mit einem Gespräch vorstellten. Viele HörerInnen haben sehr positiv darauf reagiert, andere steigen halt mehrere Folgen lang aus, wenn sie ein bestimmtes Spiel nicht interessiert. Aber wie gesagt: Für generische Spielleitertipps und Folgen wie Thema „XYZ im Rollenspiel“ gibt es genügend andere Podcasts.

Harald: Wir sind beide große Fans von „Behind the Scenes“-Inhalten. Zu erfahren, was alles in ein Produkt wie ein Rollenspiel einfließt, finden wir super spannend, und offensichtlich unser Publikum auch. Die Idee, nicht einfach nur eine Rezension eines Spiels zu machen, sondern auch ein bisschen zu erläutern, was sein Kontext ist, woher es kommt, wie man die Regeln im Sinne des Erfinders interpretieren kann usw., ist gerade bei Erzählspielen ungemein spannend. Denn meistens sind sie lose genug, dass man viel Interpretationsspielraum hat. Zu verstehen, was die Gedanken dahinter sind, ist etwas, mit dem wir uns gerne beschäftigen.

Mögt ihr uns einen kleinen Ausblick in die Zukunft geben? Was habt ihr für den Podcast noch in petto?

Markus: Viel! :-) Wir beide unterstützen viel zu viel Zeug auf Kickstarter, und wenn die Spiele dann endlich bei uns liegen, möchten wir natürlich auch darüber reden. Die nächsten Staffeln sind rein thematisch gesichert. Wir möchten auch gerne wieder, wie in der ersten Staffel, Aufnahmen mit Publikum machen, und eventuell auch mal Actual Plays von Spielen, die wir vorstellen. Das hängt aber etwas vom Erfolg des nächsten Experiments ab, das wir vorhaben, das da heißt Patreon. Wir werden da ganz offen reingehen und schauen, ob wir UnterstützerInnen für unsere neuen Ideen finden.

Harald: Wie Markus sagt, wir haben noch viele Ideen! 2018 wird wohl an einigen Fronten spannend werden und wenn das Publikum unseres Podcasts weiterhin so wächst, könnten da noch ganz andere Dinge möglich sein. Ja, ich weiß, ich bin gerade kryptisch, aber es ist gar nicht so einfach all die spannenden Dinge, die uns so vorschweben, völlig geheim zu halten. ;)

Vielen Dank für eure spannenden Antworten! Wir werden euch weiterhin hören und sind schon neugierig, was da auf uns alle zukommen wird.

Bildnachweis

Coverbild gestaltet von Tina Trillitzsch mit bearbeiteten Bestandteilen aus: „World press freedom day background with variety of microphones“ und „Colorful collection with great variety of avatars“, designed by freepik.

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